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Kompositionen

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1990

Taqsim I-III

for Guitar

Taqsim I-III (1990-92) ca. 50′ Taqsim I in four parts 24′
Metamorphosis – Evocacin – Scherzo – Choral
Taqsim II Elegie – Fragment (mit Präparation) 8′
Taqsim III in one movement 16′
Gitarre solo
UA der Gesamtfassung 1993 Orsoy CD 2004 Kreuzberg Records

Das arabische Wort taqsim bezeichnet die Soloimprovisation der arabischen Laute (Oud) oder eines anderen Soloinstru­mentes in der traditionellen Musik Nordafrikas auf Grundlage festgelegter Tonreihen – der maqam – vergleichbar mit den altgriechischen Modi. Aus Griechenland stammt auch der Begriff taxis – die Teilung, der Bruch.Aus beiden Quellen bezieht der Solozyklus  „Taqsim I-III“ seine Substanz. Es reflektiert Welt der frühchristlichen Felskirchen (9.-11. Jh.) der kappodokischen Hochebene in Zentralanatolien und ist zugleich eine Hommáge an den irakischen Oud-Meister Muneir Baschir. In seiner melodisch/harmonischen Konzeption sowie in der formalen Anlage (kleinstrukturierte Form – Auflösung des Zeitbegriffs – Endlosigkeit) ist Taqsim eine Synthese okzidentaler und orientalischer Musikauffassung.

Er entstand in den Jahren 1990-1993 als ein „work in progress“ in Köln und in Kappadokien (Türkei), indem eine ursprüngliche Improvisation durch stetes Nacharbeiten nach jeder (aufgezeichneten) Aufführung wie eine Skulptur verfeinert und zum Teil mit komponierten Teilen durchsetzt ist. Die auf CD fixierte Version stellt also eine Art „gefrorene Improvisation“ dar und hat sich dergestalt in eine Komposition verwandelt, die in Notation weitgehend fixiert ist und damit in dieser Gestalt wiederholbar ist.

Dieser vollzogenen Erosion im kompositorischen Prozess – in Analogie zur steten Erosion der Tuffstein-Formationen Kappadokiens – entspricht auch eine klangliche Erosion – Wasser und Wind als harmonisch-rhythmische Bewegung bishin zum Geräusch prägen den gesamten Zyklus.

„Taqsim I“ gliedert sich in vier Teile: Metamorphosis – Evocación – Scherzo – Choral.
Die unterschiedliche sprachliche Herkunft der Titel spiegelt die stilistischen Orientierungen.
In „Taqsim II“ Elegie-Fragment wird eine Gitarre mit Skordatur (C# G d g b e’) verwendet, die u.a. mit Plektrum, Bottelneck und Schlegeln gespielt wird. Vier sehr gegensätzliche Fragmente stehen freskoartig nebeneinander.
„Taqsim III“ in one movement – in einer Bewegung gleicht einem Wasserfall. Wieder gehen vier Teile in einander über: einer Präambel folgt ein "Danza alla Kalimba" und führt nach einer "Elegia" (in verändertem Modus) zum finalen "Cantus".

Hörbeispiel

Noten